Physiotherapie

Die Therapie bezeichnet in der Medizin die Maßnahmen zur Behandlung von Krankheiten und Verletzungen. Ziel des Therapeuten ist die Heilung, die Beseitigung oder Linderung der Symptome und die Wiederherstellung der körperlichen oder psychischen Funktion.

Im Vordergrund steht das Auffinden von Ursachen und pathogenen Faktoren. Damit das Problem bei der Wurzel gepackt wird, stehen auch vorbeugende Maßnahmen auf dem Therapieplan, denn Krankheiten verhindern ist einfacher als sie zu heilen.

Die Therapeutik ist in der modernen Auffassung die Lehre von den Heilverfahren, die sich mit den verschiedenen Therapieformen, ihrer Wirkungsweise und ihrem Anwendungsspektrum beschäftigt. 

Physiotherapie ist eine Form der äußerlichen Anwendung von Heilmitteln; im Zentrum steht das an die Fähigkeiten des Patienten angepasste Vermitteln (Lehren) physiologischen Bewegungsverhaltens. Sie orientiert sich bei der Behandlung am Befund des Kunden.

Sie nutzt natürliche physikalische Reize (z.B. Wärme, Kälte, Druck, Strahlung, Elektrizität) und fordert vom Patienten Eigenaktivität (koordinierte Muskelaktivität, bewusste Wahrnehmung). Die Behandlung ist angepasst an die anatomischen und physiologischen, motivationalen und kognitiven Gegebenheiten des Patienten. Dabei zielt die Behandlung einerseits auf natürliche, physiologische Reaktionen des Organismus (z. B. Muskelaufbau, Stoffwechselanregung), andererseits auf ein verbessertes Verständnis der Funktionsweise des Organismus (Dysfunktionen/Ressourcen) und eigenverantwortlichen Umgang mit dem eigenen Körper. Das Ziel ist die Wiederherstellung, Erhaltung oder Förderung der Gesundheit.

In Deutschland hat der Begriff Physiotherapie im Rahmen einer Novellierung der Berufsgesetze Heilberufe nach der Wiedervereinigung. In der DDR war der Begriff "Physiotherapie" bereits vor der Wiedervereinigung üblich. Die englische Bezeichnung "physical therapy" für "Physiotherapie" ist nicht zu verwechseln mit dem Begriff "Physikalische Therapie" in Deutschland. Physiotherapie und Physikalische Therapie werden teilweise als Synonyme bzw. gemeinsames Fachgebiet betrachtet, teils wird die Physikalische Therapie als Unterbereich der Physiotherapie angesehen. Mit Blick auf finanzielle Abrechnungsmodalitäten sollen „Auf Intervention verschiedener Fachgruppen die Bereiche Physiotherapie und physikalische Therapie im nächsten Entwurf (der DRG) wieder getrennt damit auch z.B. eine physiotherapeutische Behandlung und eine Wärmeanwendung einzeln gezählt werden können. 1994 bundesweit den Begriff "Krankengymnastik" abgelöst. Grund dafür war die Anpassung an den internationalen Sprachgebrauch und die Zusammenführung der west- und ostdeutschen.

Neben der Ausbildung zum Physiotherapeuten (die man mit einem Staatsexamen abschließt), kann man ebenfalls auch ein Studium vollziehen, welches man mit Diplom, aber auch mit Bachelor of Science Physiotherapy abschließen kann.

Die Geschichte der Physiotherapie

Viele Verfahren der Physiotherapie haben ihren Ursprung weit zurückliegend in der Vergangenheit. Archäologische Funde zeigen, dass Thermal- und Mineralquellen schon bereits in frühgeschichtlicher Zeit genutzt wurden. Verschiedene Formen der Massage und Bäder kannte man bereits vor ca. 4000 Jahren in China. Erst Hippokrates vertrat verschiedene medizinische Auffassungen, die sich heutzutage in der Physiotherapie wiederfinden. Er verstand den lebendigen Leib als Organismus, Gesundheit als Gleichgewicht und Krankheit als gestörten physischen und psychischen Gesamtzustand. Seine Überzeugung: die Natur besitzt eine Heilkraft.

Im 17. Jahrhundert fanden erste Medikamente zwar Anklang, aber brachten Gefahren mit sich. Mancher Arzt propagierte die Anwendung von Mineralwässern, Heilbädern und der Hydrotherapie. Dies setzte sich im 18. Jahrhundert weiter fort, die Beliebtheit der Hydrotherapie stieg. Vor allem in Deutschland erlebte die Hydrotherapie einen wahren Boom: der Vater der Hydrotherapie, Sebastian Kneipp, entwickelte eine einfache Lebensregelung, kombinierte sie mit der Anwendung pflanzlicher Medikamente und einer Gesundheitserziehung.

Die Arbeit der Physiotherapeuten

Physiotherapie wird von Physiotherapeuten in unterschiedlicher Form und Vielfalt ausgeübt.

Physiotherapeuten analysieren und interpretieren sensomotorische Funktions- und Entwicklungsstörungen - zum Beispiel die Hyper- oder Hypomobilität eines Gelenkes -, um sie mit speziellen manuellen und anderen physiotherapeutischen Techniken zu beeinflussen. Primärer Ansatzpunkt ist das Bewegungssystem und das Bewegungsverhalten, wobei das Ziel Schmerzfreiheit und ökonomisches Bewegungsverhalten im Alltag ist oder im Falle von irreversiblen Funktionsstörungen Kompensationsmöglichkeiten zu schaffen.

Physiotherapeuten beeinflussen aber auch Funktionsstörungen innerer Organe, verbessern die Eigen- und Fremdwahrnehmung sowie die Sozialkompetenz und können ebenfalls auf die psychische Leistungsfähigkeit einwirken.

Ziele der Physiotherapie sind darüber hinaus, Eigenständigkeit und Selbständigkeit des Patienten zu fördern und die Selbstheilungskräfte des Organismus zu aktivieren; wo Selbständigkeit des Patienten nicht zu erreichen ist, gehört zu den physiotherapeutischen Aufgaben das Anleiten von Angehörigen (z.B. in der Pädiatrie, Geriatrie oder bei schweren neurologischen Störungen).